Ausgangslage
Frau Meier ist 87 Jahre alt. Sie lebt seit zwei Jahren in einem Pflegeheim. Körperlich ist sie eingeschränkt, geistig aber noch fit. Morgens braucht sie Unterstützung beim Anziehen, abends beim Duschen. Doch an manchen Tagen wirkt sie verwirrter als sonst. Braucht sie mehr Pflege? Oder einfach etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit?
Wie lässt sich so ein Pflegebedarf zuverlässig und fair einschätzen?
Genau hier kommt das Resident Assessment Instrument (RAI) ins Spiel. Es ist ein strukturiertes Werkzeug, das Pflege nicht nur organisiert, sondern auch sichtbar macht.
Was ist RAI und warum ist es so wichtig?
RAI LTCF (Long Term Care Facilities = Langzeitpflege) ist ein standardisiertes Instrument zur umfassenden Pflegebedarfsermittlung in Pflegeheimen in der Schweiz. Es basiert auf dem internationalen interRAI-System.
Das System hilft Pflegepersonen, den Bedarf einer Bewohnerin wie Frau Meier systematisch und strukturiert zu erfassen – körperlich, kognitiv und psychosozial. Dabei geht es nicht nur um die individuelle Einstufung, sondern auch um:
- die interne Pflegeplanung
- die Qualitätssicherung
- die Abrechnung mit Krankenkassen
Professionelle Pflege basiert auf Beobachtung und Fachwissen. Erst durch strukturierte Instrumente wie RAI wird dieses Wissen messbar und nachvollziehbar.
Wie funktioniert ein RAI Assessment?
Im Zentrum steht ein umfassender, standardisierter Fragebogen. Dieser wird von den RAI Koordinatorinnen und RAI Supervisorinnen ausgefüllt, immer in enger Zusammenarbeit mit dem Betreuungsteam und auf Basis genauer Beobachtungen über mehrere Tage.
Auch bei Frau Meier wurden in einem aktuellen Assessment Auffälligkeiten in der Orientierung und im Schlafverhalten notiert. Solche Informationen werden digital erfasst und vom System ausgewertet.
Das System berechnet:
- die Pflegestufe
- spezifische Unterstützungsbedarfe
- Hinweise für die weitere Betreuung
Ein Assessment ist 180 Tage gültig. In der Regel wird es halbjährlich erneuert, sofern sich keine wesentlichen Veränderungen ergeben. So bleibt der Pflegebedarf aktuell und Frau Meier erhält genau die Unterstützung, die sie braucht.
Wer steht hinter dem Assessment?
Hinter jedem RAI-Assessment stehen engagierte Fachpersonen. Im Pflegezentrum Baar übernehmen zwei erfahrene Pflegefachfrauen diese verantwortungsvolle Aufgabe. Sie unterstützen, beraten, begleiten und coachen das Pflegeteam immer mit dem Ziel, die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu sichern und zu verbessern.
Mit viel Fachwissen, Empathie und einem geschulten Blick für Details sorgen sie dafür, dass kein Bedarf übersehen wird. Ihr Einsatz macht den Unterschied.

Was passiert mit den Daten?
Die erhobenen Daten werden an die zuständigen Bewohnenden Dienste weitergeleitet. Diese koordinieren unter anderem die Abrechnung mit den Krankenkassen.
RAI ist damit nicht nur ein Instrument für die Pflegeplanung, sondern auch ein wichtiges Bindeglied zwischen Pflege, Verwaltung und Gesundheitssystem. Es sorgt für Transparenz und dafür, dass die erbrachte Pflegeleistung fair finanziert wird.
Was tun bei Unsicherheiten oder unklaren Fällen?
Nicht jeder Fall ist eindeutig.
Was, wenn sich Frau Meier in der letzten Woche auffällig verändert hat, aber es keine klare Ursache gibt? Was, wenn Aussagen von Betreuungspersonen sich widersprechen?
In solchen Situationen kommen RAI-Supervisorinnen ins Spiel. Sie unterstützen die Teams, analysieren komplexe Fälle und treffen gemeinsam fundierte Entscheidungen. Bei Veränderungen oder schwierigen Situationen gibt es Fallbesprechungen oder sie führen mit dem Team eine RAI-Besprechung durch, um genau herauszufinden, was sich geändert hat und ob es eine signifikante Statusveränderung gibt.
Ziel ist es immer, den tatsächlichen Bedarf zu erkennen, zu dokumentieren und korrekt einzustufen. Denn eine zu niedrige Einstufung kann direkte Folgen haben: weniger Zeit, weniger Unterstützung, weniger Finanzierung.
Fazit: RAI als Kompass im Pflegealltag
Frau Meier ist nicht nur eine Zahl im System. Sie ist eine Person mit Geschichte, Bedürfnissen und Veränderungen. Das RAI-System hilft dabei, all das systematisch zu erfassen und gleichzeitig Ressourcen gezielt einzusetzen. Für das Team, für die Angehörigen und vor allem für die Menschen, um die es geht.